Baakenhafen Baufeld 98, 100a & 100b | Hamburg | 2020
2. PREIS – BAAKENHAFEN
WE HOUSE BAUFELD 98
Kooperation: Matteo Thun & Partner
Im Herzen der HafenCity soll im Quartier Baakenhafen ein weiterer Baustein in attraktiver urbaner Lage entstehen und die familienorientierte Wohnungslandschaft sinnvoll ergänzen. In direkter Nachbarschaft zu attraktiven Freiräumen, die für Freizeitgestaltungen unterschiedlichster Art genutzt werden können, erschließt sich das Wettbewerbsgebiet über drei Baufelder (98, 100a und 100b). Das Baufeld 98, westlich vom Gretchen-Wohlwill-Platz gelegen, wird im Norden vom tieferliegenden Petersenkai begrenzt und im Süden von der ebenerdigen Baakenallee. Dieses Baufeld soll, gemäß Masterplan HafenCity, mit sieben Vollgeschossen und einem in der HafenCity typischen überhöhten Erdgeschoss geplant werden. Für die Organisation der Tiefgarage wurde den Teilnehmern ein Schema zur Verfügung gestellt. Eine konkrete Planung dieser Ebene ist nicht Bestandteil der Wettbewerbsaufgabe. Das Nutzungskonzept, sowie die Kombination unterschiedlichster Wohnformen wurden durch die Projektentwickler Archy Nova GmbH und DeepGreen Development GmbH erstellt und vorgegeben. Die vorgegebene Bebauungsstruktur sieht im Bereich der Baufelder eine offene, in solitäre Baukörper aufgelöste Struktur vor, die in Ihrer Form und Positionierung einen räumlichen Zusammenhang bildet. Die Freiflächen zwischen den Gebäuden haben straßenseitig einen öffentlichen, wasserseitig einen eher privaten Charakter.
Dieses Konzept bildet die Grundlage für die konzeptionelle Aufteilung des Baukörpers vom Baufeld 98. Im Mittelpunkt der Figur liegt ein offener gemeinsamer Zugangsbereich. Über diese Zone werden die Treppenhäuser, aber auch die im Erdgeschoss liegenden Gemeinschaftsflächen angebunden. Im Erdgeschoss orientiert sich das Angebot an dem geforderten Nutzerkonzept „we house“ und integriert neben den Gemeinschaftsflächen wie Co-Working, Yoga und Gästeapartments ein Restaurant, welches über das hauseigene Gewächshaus Gemüse auf dem Dach des Gebäudes züchtet und verarbeitet. Auf der Dachfläche des Gebäudes sind zwei Gewächshäuser vorgesehen. Wasserseitig nutzt das im Erdgeschoss liegende Restaurant die circa 330qm Nutzfläche für den Anbau von Obst und Gemüse. Auf der Landseite im Süden erhalten die Bewohner des Hauses ebenfalls Flächen zur Bewirtschaftung. Die Gebäudeerschließung erfolgt barrierefrei und in insgesamt 17 Wohneinheiten werden die erhöhten Anforderungen an die Zugänglichkeit mit einem Rollstuhl berücksichtigt. Notwendige Abstellflächen für Gehhilfen, Kinderwagen und Lagerboxen können hier untergebracht werden. Die zwei geplanten Erschließungskerne werden als Sicherheitstreppenhäuser ausgebildet und orientieren sich in Ausbildung an den aktuellen Bauvorschriften. Die Lage der Tiefgarageneinfahrt erfolgt gemäß der Vorgaben der Freianlagenplanung.
Als Grundlage für die Zonierung der Wohnungen in den oberen Etagen wurden die Fertigbadeinheiten in einer vorgesehenen Mittelzone platziert. Von dieser Position aus können die unterschiedlich herzustellenden Wohnformen flexibel gestaltet werden. Alle Wohneinheiten sind offen und modern gestaltet und erhalten einen privaten Balkon mit einem persönlichen Hochbeet. Diese Hochbeete sind Teil der Fassadengestaltung und spiegeln den Nachhaltigkeitsanspruch wieder, der sich in der Materialität, Konstruktion und Nutzungskonzept darstellt.
Städtebauliche Einfügung
Der vorgegebene Z-förmige Baukörper wird so gestaltet, dass von der Haupterschließung im Westen zwei versetzte Baukörper erscheinen, die durch einen Mittelteil verbunden sind. So wirkt der Baukörper schlanker und der Eingang in der Mitte ist klar markiert. Die über die ganze Erdgeschosshöhe verglaste Lobby verbindet den westlich vor dem Gebäude gelegenen Platz mit dem östlichen Garten und Spielplatzbereich. Ein weiterer visueller „Durchbruch“ der Erdgeschosszone ist durch die Tiefgarageneinfahrt an der Baakenallee gegeben. Hier ergibt sich ein Durchblick zum Garten und zum Baakenpark.
Große, geschoßhohe, in „Nischen“ zurück versetzte Öffnungen gliedern das Erdgeschoss, das Gebäude ruht optisch auf Blöcken zwischen diesen Öffnungen. Die Gastronomie wurde im Nordteil angeordnet, um den Platz auf der Westseite zu nutzen und den Blick über Baakenpark und Wasser anzubieten. Das Co-Working nimmt den straßenseitigen Bereich ein, große Schaufenster können hier angeboten werden. Ein Saal für Fitness und Veranstaltungen sowie das Gästeapartment runden die Erdgeschossnutzung ab. Die Eingangslobby ist mit einem Baum als halböffentlicher Bereich gestaltet, der die Außenräume verbindet. Hier sind auch kleinere Veranstaltungen und Ausstellungen möglich.
Erschließung und Grundrissorganisation
Das Gebäude ist mit zwei Erschließungskernen ausgestattet, um das kleinteilige Nutzungsmix flexibel aufnehmen zu können. Beide Sicherheitstreppenhäuser sind von der Lobby aus zugänglich. Im zentralen Bereich des Baukörpers befindet sich eine Zone mit Installationen, in dem die (vorgefertigten) Nasszellen untergebracht sind. Die Zimmer liegen so an den Außenwänden, dass sie auf den Geschossen jeweils der einen oder der anderen Wohnung zugeordnet werden können, um verschiedene Wohnungsgrößen zu erhalten. Die Anordnung der Treppenhäuser ermöglicht eine natürliche Belichtung der Erschließungsflure. Die frei finanzierten Wohnungen sind eher in den oberen Etagen untergebracht, die Baugruppen liegen an einem Treppenhaus im Südteil. Es gibt im Vergleich zur Auslobung eine zusätzliche frei finanzierte Wohnung. Für die Pflege-WG wurde ein Konzept entwickelt, bei dem eher kompakte Zimmer in zwei Gruppen um einen großen Gemeinschaftsbereich im 1.OG mit Blick zum Baakenpark angeordnet werden, lange Flurzonen werden vermieden. Wir haben die gleichen Sanitärzellen wie in den Wohnungen verwendet, alternativ wären auch kleinere individuelle Sanitärzellen denkbar. Die Studentenwohnungen wurden in zwei Wohngemeinschaften im 2.OG vorgeschlagen. Die Senioren-WGs sind im 3. Und 4. OG an den Nord-West und Nord-Ostecken untergebracht.
Fassadengestaltung
Die Fassade gibt dem Gebäude Identität und erzählt gleichzeitig von der besonderen Konstruktion des Gebäudes als leimfreie Holz-Massivwandkonstruktion mit Stahlbetondecken. Es sind geschoßweise horizontale Bänder aus Beton (z.B. glasfaserbewehrte Fertigteile) ausgebildet, die Wände dazwischen sind mit Lärchenbrettern verkleidet. Vertikale Lamellen gliedern die Fassade und geben etwas Relief und Licht- und Schattenspiel. Der Sonnenschutz – wo notwendig – kann als Raffstore oder auch Textilrollladen (nicht elektrisch) im horizontalen Band untergebracht werden, das oberhalb der 2,25m hohen Fenster angebracht ist. Die eigentliche Geschossplatte liegt etwas versetzt darüber. Dies ermöglicht, die Balkone wie aufgesetzt erscheinen zu lassen.
In die Balkone werden optional Pflanzkübel integriert, das Grün ist dort vorgesehen, wo es auch einen Sichtschutz zum Nachbarn bietet. Die Fassade des Erdgeschosses ist ebenfalls mit Holz verkleidet (mit Ausbildung eines Sockels). Balkone und Erdgeschoss erhalten einen warmen Farbton, der einladend wirkt und mit der Begrünung kontrastiert.
Text & Images: © pbp architekten /
Matteo Thun & Partner