Bauherr: B&L Real Estate GmbH
Bauzeit: 2019-2022
BGF: 5.077 m²
Zimmer: 102
Leistungsphasen: 1-5
Standort und Bestand
Das Ensemble Schillerhof ist ein eingetragenes Einzeldenkmal und liegt im „Sanierungsgebiet Innenstadt in Weimar“ schräg vis-à-vis von Schillers Wohnhaus. Seine zentrale Lage an der Schillerstraße zwischen Schillers Wohnhaus und dem Theaterplatz verleiht dem Gebäude seine städtebauliche Besonderheit. Zugleich ist es Zeugnis von der Wandlung einer Wohnstraße zur Geschäftsstraße. Das Entwurfskonzept für das Boutique-Hotel sieht vor, die Gruppe aus Alt- und Neubaufassaden unter einem gemeinsamen Dach in den Kontext zu bringen.
Der erste Entwurf für die Schillerstraße, die vormals Esplanade hieß, stammt aus 1837 von den Maurergesellen Karl Gottfried Walther und Johann Ernst Vulpius sechzig Jahre später, im Jahr 1897, beauftragten der Hoflieferant Paul Kästner und der Kaufmann Richard Rämmler den lokal bekannten Architekten Rudolf Zapfe mit der Überarbeitung des gesamten Komplexes. Zapfes neobarocke Überformung gehört zu den Beispielen späthistoristischer Fassaden- architektur. 1905 reichte Rudolf Zapfe im Auftrag des Hoflieferanten Schirrmeister einen weiteren Entwurf für den Neubau eines Seitenflügels an der Hummelstraße Ecke Schützengasse ein. Ein halbrunder Erker mit geschosshohem Aufsatz gibt dem Gebäude seine unverwechselbare Identität. Im Unterschied zum ersten Entwurf an der Schillerstraße sah die Erweiterung von vornherein eine gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss vor. Über die Jahre von der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus, der deutschen demokratischen Republik DDR bis zur heutigen Nutzung fanden etliche Innenumbauten, Fassadenöffnungen, Modernisierungen sowie auch Leerstand statt.
Symbiose aus urbaner
Moderne und Weimarer Klassik
Nach jahrelangem Stillstand wurde der Architekt Alf M. Prasch von prasch buken partner architekten 2015 mit dem Umbau, der Sanierung und der Erweiterung beauftragt. Prasch hatte umfangreiche Erfahrung in Görlitz bei der Straßburg-Passage, in Pirna beim Schloss Sonnenstein und in Hamburg bei Umbau und Sanierung der alten Post und des Altonaer Kaispeichers mit denkmalgeschützten Gebäuden gesammelt. Das neue Element des verbindenden Daches nimmt die ortstypische Dachform auf und wird durch die Verwendung von rotfarbenen Metalllamellen in eine moderne Formensprache übersetzt.
Aufgrund des maroden Zustandes war der Bestand bis auf die Fassade abgängig. Da die Fachwerkwand vom echten Hausschwamm befallen war, wurden die betroffenen Hölzer und Ausfachungen ausgetauscht. Die spannungsfreie Anbindung der Fachwerkwand an den Neubau im Innern erfolgte über bewegliche Edelstahlanker, die in die Stahlbetondecken einbetoniert und mit an den Fachwerkstielen verschraubten Stahlplatten verschweißt wurden. Sämtliche Stuckelemente wurden restauriert, in Teilen wurden sie ab geformt und neue Abgüsse erstellt. Als Witterungsschutz wurden sie mit einem vor patinierten Zinkblech mit gerollter Kante abgedeckt.
Text & Images : © pbp architekten
Fotos: © Verena Meier und Marco Moog